Die AutorInnen sind das Problem. Die auf ein Subjekt zurückführbare Stimme ist lokalisier- und somit angreifbar. Zugleich bilden Personenkult, ein hoher Grad an Auffindbarkeit und die sorgsame Pflege der „Eigenmarke“ oftmals das zentrale Interessensfeld künstlerischer Verwertungsstrategien, deren offenkundige Bedingungen scheinbar im diametralen Widerspruch zur freien Verfügbarkeit von Werken künstlerischer (Wissens-)Produktion stehen.
Andernorts versucht man der Autorschaft implizierten Autorität zu vermeiden, aber erwacht danach aus dem „Albtraum
Partizipation“. In diesem Buch zeigt Markus Miessen die vielfältigen Probleme auf, die entstehen, wenn in Politik und
Gesellschaft versucht wird partizipative Prozesse zu formalisieren und deren Resultate somit zu determinieren. Wirkliche Veränderung, so argumentiert Miessen, kann in solchen definierten Systemen von parallel interagierenden Agenten nur ein bestenfalls „uneingeladener Außenseiter“ einleiten – eine scheinbar unbeteiligte, oder gar unbekannte Person, welche die Probleme kennt, aber nicht durch relationale Zwänge im Lösungsorientierten Handeln eingeschränkt ist.
Die Intention hinter dem jeweiligen Wirken zeigt sich also vor allem in der Position zum Problem der Autorschaft. Anonym
bleibt, wer verändern will ohne dafür verantwortlich gemacht werden zu wollen bzw. zur Verantwortung gezogen werden
zu können. Jede kollektive Form des Handelns verweist unmittelbar auch auf die sozialen und funktionalen Konstrukte
zwischen den teilnehmenden Agenten. Eine Eigenmarke (Brand) ist am einfachsten zu identifizieren, aber durch die fiktive Identitätsnarration im Handlungsspielraum limitiert. Als letzte Alternative: „just following orders“ – nur wer instruiert und
instrumentalisiert die Ausführenden?
Die Ausstellung ist eine Konstellation aus künstlerischen Prozessen und Methoden, welche die Beziehung zwischen AutorIn und Werk hinterfragen und aus der konzeptuellen Bearbeitung dieser Kausalität etwas machen. Nur Niemand kann für Nichts verantwortlich gemacht werden. Aber wer hat dann etwas davon?
Nomadenetappe, Linz. Auf Einladung von Jakob Dietrich und Kai Maier-Rothe.